Nachtmädchen

"Ich will nach London"
Jammere ich/seufze ich/stelle ich fest/erinnere ich/teile ich mit/sage ich/murmele ich vor mich hin/beschwere ich mich/klage ich/verkünde ich/schreibe ich/denke ich/nerve ich/bettle ich/wünsche ich/...
In der Hoffnung irgendwie dorthin zu kommen
Irgendwie hier weg zu kommen
Eigentlich bin ich ganz zufrieden
So im Großen und Ganzen
Nur eine Weile muss ich woanders hin.
Ich hab mir London ausgesucht.
Ehrlich gesagt hätte es alles sein können
London hat mich bloß fasziniert
und jetzt will ich mehr!
Wenn ich hier umher gehe erscheint mir alles so langweilig.
Es ist grau
Ich meine nicht grau die Farbe
Was anderes. Dieses Nichts.
Nicht, dass hier nichts ist.
Die Stadt kommt mir so gleich vor, so monoton.
Ich sage hässlich.
Damit meine ich nicht hässlich (also auch hässlich manchmal)
Ich meine so von innen heraus hässlich.
Nicht falsch verstehen, ich liebe es hier. Mein Zuhause
Ich brauch nur eine Auszeit.
Nicht vom Alltag, der Stress kann bleiben wenn es sein muss!
Ich will nur-
Was will ich?

Ich will nach London

Ich kritisiere, oft und gerne
einfach weil ich es kann.
Auch mit Kritik komme ich gut klar.
Eigentlich
Das dachte ich zumindest
bis jemand der mir wichtig ist etwas sagte,
etwas das mich erschüttert hat
mehr oder weniger
Es ist einfach zu wahr.
Und es war zu deutlich...
Es war gut
Ganz klar!
Dinge müssen gesagt werden.
Und er denkt, er sei einfach nur so ein Mensch
- irgend so ein Mensch, der irgendwas sagt.
Irgendwas sehr wahres
Ich denke bei vielen hätte es mich nicht so getroffen,
aber jetzt verfolgt es mich, weil es stimmt.
Ich bin zu unaufgeschlossen.
Ich bin nicht gut im Gespräche führen..
Das wusste ich eigentlich
Schon lange
Manchmal werden Dinge nur so viel wahrer
Etwas erschreckend ist es schon
Immer schon
habe ich mir die Menschen herausgesucht, denen es reicht einfach viel zu reden,
80% des Gespräches zu sein.
Oder jene,
die genau wie ich die Ruhe schätzen können
Und auch mal schweigen. Denken.

Und alle Jahre wieder
Der Weihnachtsmarkt
Menschen die schon jetzt in Weihnachtsstimmung sind,
diese benutzen als Ausrede
sich mit Glühwein volllaufen zu lassen
ihr Geld zu verprassen
und ekelhaft gute Laune zu haben.
Meine Story
Ich laufe über den Weihnachtsmarkt.
Überall dieser Geruch von Glühwein, trinke mit einem Freund
Heißen Kakao mit Sahne
Noch in der Hoffnung meine Füße vom abfrieren zu hindern
verbrühe ich meine Zunge.
Ich lache und rede.
Rede wie ein Wasserfall über mich und meine Gefühle
Versuche zu erklären wie ich ticke, meine Gedankengänge
Wir laufen.
Auch er redet...
Den Typ den er mag, seine Bedürfnisse und Gefühle, seine Familie und Freunde, die Schule, hier und jetzt.
Redet so offen über alles, gibt so viel von sich Preis.
Es gibt sie doch
Vertrauende Menschen.
Ich wollte auch, also erzählte ich
Ich musste eh reden.
Ich erzähle was, breche ab, kann es nicht sagen,
sage was anderes mit Zusammenhang.
Ich merke nicht, wie ich allem ausweiche.
Ich erzähle ihm, wie ich allen was vormache
Bringe ihn zur Bahn
Wir verabschieden uns.
Während die Bahn abfährt, das Gleis leer ist..
überkommt mich ein Gefühl
Ich hätte weinen können, keine Ahnung warum.
Selbst als ich nicht wollte, habe ich ihm was vorgemacht.
Ich laufe zurück
Eigentlich nach Hause, jedoch so ziellos.
Sätze ohne Zusammenhang kreisen in meinem Kopf
Habe Bilder vor Augen, in den Übergängen der Gedanken.

"Wo lang geht es am kürzten"
Denke an eine Ente, die heute jemand gemalt hat
"Was ein Tag, mein Leben hm?"
Sehe vor mir seine Augen
"Ob er wieder gesund ist?"
Er sitzt im Schneidersitz, redet mit jemandem, schaut mich an
Eine Erinnerung.
"Ich denke ich war heute sehr diplomatisch"
Denke an eine lange Zugfahrt, schaue nach vorne
"Ich sollte nicht durch den Park gehen"
Denke an die Schaukeln dort, laufe in den Park
Höre im Kopf seine Stimme: Ich bin enttäuscht.
"Was hab ich geantwortet? Mir egal vielleicht? "
Ich weiß nicht mehr.
Laufe am Rand des Parks. Betrachte die Baustelle
"Sie ist grün beleuchtet. Es wäre so toll dramatisch dort bei diesem Licht zu sprechen, vielleicht was zu zitieren"
Denke an eine Serie
Laufe dort hin und rede:
"-Was ist wenn all meine Bedenken...blah blah
- Es sind die glücklichen Momente und die traurigen Momente
...Blah, blah..."
Kann nicht mehr aufhören. Selbstgespräche
Purer Schwachsinn den ich von mir gebe
So fängt es an was?
Frierend laufe ich endlich den schnellsten Weg nach Hause.

Ich bin traurig und weiß nicht wieso
Vielleicht, weil ich dachte ich würde heute den Menschen sehen, der mir eine wichtige Antwort schuldet..
Nicht, dass ich das je zugeben würde!

In letzter Zeit
schreibe ich wenig
ich denke viel
lache oft
rede viel
sage nichts
...
Ich hüpfe durch die Gegend
werde gefragt warum ich so glücklich bin.
"Ich bin nicht glücklich. Das ist Fassade"
Antworte ich
Immer wieder.
Niemand fragt warum.
Das ist gut, denn ich würd nicht antworten wollen
Ich kann nur hoffen
Hoffen, dass ich Antworten auf all meine Fragen bekomme
Ich denke ich bin verliebt
Wenigstens zum Teil
Was ist Liebe? Was bedeutet das schon?
Mir geht es besser wenn er da ist
Und?
Das Problem
Natürlich gibt es eines
Ich weiß nicht mal wirklich welches.
Ich will nichts Neues.
Neues heißt mehr Vergangenheit.
Wenn Gegenwart zur Vergangenheit wird hört etwas auf.
Es hat schon längst aufgehört
Aber es kann nur wahrer werden wenn ich daran denke
Ich wollte, dass alles vorerst bleibt wie es ist
Alles hat sich geändert.
Ich schwebe in der Leere.
Die Leere vor möglicher Zukunft, hinter guter Vergangenheit.
Gegenwart.
Leere.
Ich warte nicht mal mehr, dass etwas passiert.
Ich kann nicht mehr zurück.
Das weiß ich. Das ist es wohl. Das Problem.
Voller Tatendrang versuche ich meine Zukunft zu lenken
So dass sie gut wird.
Ich hatte eine Liste. Pläne für 2013
Ich hab sie angeschaut.
Nichts davon. Wirklich nichts ist etwas wert.
Es ist Schwachsinn. Nichts was ich jetzt noch möchte.
Dinge die ich gar rückgängig machen würde.
Eine Liste, die nie vervollständigt werden wird.
Werden sollte.
Was wird passieren?
Man kann es nicht wissen...

Ich will es mir nicht eingestehen,
aber ich brauche ganz dringend ein Ziel.